Mit selbstgemachtem Biogas und dem Know-How verschiedener Expert*innen sind wir am 7. Juni 2024 von Wilhelmsburg nach Altona geradelt. "Wie wäre es, wenn es auch hier eine Biogasanlage gäbe?", haben wir uns gefragt. Schau selbst, was wir zusammen entwickelt und erlebt haben.
Was war da los?
Am 07. Juni 2024 haben wir in Kooperation mit der altonale einen Fahrradkorso organisiert, der von Wilhelmsburg zur Christianswiese in Altona führte. Im Gepäck hatten wir zwei prall gefüllte Säcke mit Biogas, das auf dem Gelände der Zinnwerke in Wilhelmsburg aus Lebensmittelabfällen produziert worden war. Am Ziel angekommen haben wir gemeinsam gekocht und dabei Lebensmittel verwendet, die die Gruppe foodsharing gerettet hatte. Währenddessen haben sich die Teilnehmer*innen über den Aufbau und die Funktionsweise der Biogasanlage in Wilhelmsburg informiert und die Potenziale einer solchen Anlage für Altona erörtert.
Viele Leute, 30 Räder und zwei Säcke
Mit etwa 30 Fahrrädern, davon vier Lastenräder und ein Lastenanhänger sind wir gegen Mittag an der Biogasanlage in Wilhelmsburg aufgebrochen. Unser Ziel: Die Christianswiese in Altona. Während der Fahrt sorgte DJ Curly Vinyl für den passenden Sound.
Expertise auf der Wiese
Nach unserer Ankunft in Altona stellten wir die Biogasanlage vor. Beate Kapfenberger von Zinnwerke e.V., die die Anlage über Jahre in Wilhelmsburg mit aufgebaut hat, berichtete ausführlich über den Entstehungsprozess, die Funktionsweise sowie den Betrieb der Anlage und erklärte die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, die in der Biogasanlage in Wilhelmsburg angewendet werden. Dabei ging sie auch auf die Herausforderungen ein, die ein solcher Ort in der Öffentlichkeit mit sich bringt. Denn die Biogasanlage soll nicht nur ein technisches Experiment sein, sondern auch ein Treffpunkt und Kommunikationsort, an dem es um die Potenziale und Herausforderungen von erneuerbaren Energien und deren lokale Produktion im Stadtteil geht.
Nach Beate Kapfenberger gab der Ingenieur René Hansen einen tieferen Einblick in die technischen Details der Anlage und erläuterte, welche Menge an Biogas in einem Sack gespeichert ist, und wie lange damit gekocht werden kann.
Nach den Vorträgen der Experten*innen hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre an Thementischen ins Gespräch zu kommen. Dort standen auch die Fachleute bereit, um auf individuelle Fragen einzugehen und vertiefende Informationen zu geben. Die Tische waren den folgenden Fragestellungen gewidmet:
- Kreativwerkstatt: Wie soll eine mögliche Biogasanlage in Altona aussehen?
- Öffentlichkeitsarbeit: Wie erfahren alle von der Idee?
- Fachwissen: Was müssen wir wissen, um eine solche Anlage zu bauen?
- Kooperationen: Mit wem kommen wir gemeinsam am Ziel?
Kreativ mit den Erfahrungen des KulturEnergieBunkers
In der der Kreativwerkstatt, die von Karin Haenlein (KEBAP e. V.) geleitet wurde, konnten die Besucher*innen aufschreiben und visualisieren, wie sie sich eine Biogasanlage in Altona vorstellen. Mit Farben und Fantasie brachten Erwachsene und Kinder ihre Visionen auf Papier und zeigten, wie die Anlage aussehen sollte.
Gerettet und gekocht
Währenddessen liefen die Vorbereitungen für das gemeinsame Essen auf Hochtouren. Nachdem die Säcke mit Biogas an den Kocher angeschlossen worden waren, wurde die Flamme feierlich entzündet, ein symbolischer Moment, der den Beginn des Kochens markierte. Um das Biogas aus dem Sack zum Kocher zu befördern, musste dies mechanisch aus dem Sack gepresst werden.
Gekocht wurde mit einer bunten Auswahl an geretteten Lebensmitteln, die dank der großzügigen Unterstützung von foodsharing Altona in großer Menge zur Verfügung standen. Diese Zutaten, die andernfalls möglicherweise verschwendet worden wären, wurden von Torsten, einem professionellen und erfahrenen Koch, in köstliche Gerichte verwandelt. Mit dem Biogas als Energiequelle konnte gezeigt werden, wie aus scheinbar unbrauchbaren Ressourcen etwas Wertvolles entsteht.
Regen bringt Menschen zusammen
Das gemeinsame Essen war nicht nur eine Gelegenheit, die mit Biogas zubereiteten, köstlichen Gerichte zu genießen, sondern auch ein Moment des Austauschs und der Gemeinschaft. In entspannter und gemütlicher Atmosphäre kamen die Teilnehmenden zusammen, um sich über die Erlebnisse des Tages, die Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Möglichkeiten einer Biogasanlage in Altona auszutauschen. Bei gutem Essen und anregenden Gesprächen entstand ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das diesen besonderen Tag abrundete. Hätte es nicht geregnet, wären wir vielleicht nicht so eng an den Tischen unter dem Festzelt zusammengekommen.
Essensreste und Schnippelabfälle wurden sorgfältig gesammelt, um sie im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder der Biogasanlage zuzuführen. So wurden diese energiehaltigen Ressourcen nicht verschwendet, sondern für die erneute Biogasproduktion genutzt. Der nachhaltige Kreislauf wird geschlossen.
Das Netzwerk wird größer
Diese WATTwanderung hat uns allen nicht nur viel Spaß gemacht, sondern auch das Netzwerk der Partner*innen in der Stadt noch einmal vergrößert. Wir freuen uns über die schöne Zusammenarbeit mit der altonale und mit foodsharing und das Interesse unserer Gäste an der Biogasanlage in Wilhelmsburg.
Unser Eindruck ist, dass Veranstaltungen wie diese den Zusammenhalt im Stadtteil und darüber hinausgehend stärken. Gleichgesinnte und Neugierige zu treffen macht nicht nur gute Laune, sondern auch Lust auf eine Wiederholung. Wir arbeiten dran.
Lernanregungen der HOOU
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BioCycle – From Resource to Waste to Resource
Die Fahrt von Wilhelmsburg nach Altona ist Teil der Idee, eine stadtteilübergreifende Kreislaufwirtschaft mit Lebensmittelabfällen, Biogas und Flüssigdünger zu etablieren. Im Lernangebot BioCycle kannst du dich über die Potenziale von Kreislaufwirtschaft mit erneuerbaren Energien informieren.
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