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Rückblick: Wir geben Gas! Biogas für Altona

Axel Dürkop

Mit selbstgemachtem Biogas und dem Know-How verschiedener Expert*innen sind wir am 7. Juni 2024 von Wilhelmsburg nach Altona geradelt. "Wie wäre es, wenn es auch hier eine Biogasanlage gäbe?", haben wir uns gefragt. Schau selbst, was wir zusammen entwickelt und erlebt haben.

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Die Christianswiese in Altona ist das Ziel unseres Fahrradkorsos. Mit selbstgemachtem Biogas aus Wilhelmsburg kochen wir ein Essen für hundert Menschen. Die Zutaten hat die Gruppe foodsharing besorgt. Expert*innen aus Wilhelmsburg stehen für Fragen und Ideen zur Verfügung. Foto: Thomas Panzau

Was war da los?

Am 07. Juni 2024 haben wir in Kooperation mit der altonale einen Fahrradkorso organisiert, der von Wilhelmsburg zur Christianswiese in Altona führte. Im Gepäck hatten wir zwei prall gefüllte Säcke mit Biogas, das auf dem Gelände der Zinnwerke in Wilhelmsburg aus Lebensmittelabfällen produziert worden war. Am Ziel angekommen haben wir gemeinsam gekocht und dabei Lebensmittel verwendet, die die Gruppe foodsharing gerettet hatte. Währenddessen haben sich die Teilnehmer*innen über den Aufbau und die Funktionsweise der Biogasanlage in Wilhelmsburg informiert und die Potenziale einer solchen Anlage für Altona erörtert.

Viele Leute, 30 Räder und zwei Säcke

Mit etwa 30 Fahrrädern, davon vier Lastenräder und ein Lastenanhänger sind wir gegen Mittag an der Biogasanlage in Wilhelmsburg aufgebrochen. Unser Ziel: Die Christianswiese in Altona. Während der Fahrt sorgte DJ Curly Vinyl für den passenden Sound.

Expertise auf der Wiese

Ankunft an der Christianswiese. Foto: Thomas Panzau
Ankunft an der Christianswiese. Foto: Thomas Panzau

Nach unserer Ankunft in Altona stellten wir die Biogasanlage vor. Beate Kapfenberger von Zinnwerke e.V., die die Anlage über Jahre in Wilhelmsburg mit aufgebaut hat, berichtete ausführlich über den Entstehungsprozess, die Funktionsweise sowie den Betrieb der Anlage und erklärte die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, die in der Biogasanlage in Wilhelmsburg angewendet werden. Dabei ging sie auch auf die Herausforderungen ein, die ein solcher Ort in der Öffentlichkeit mit sich bringt. Denn die Biogasanlage soll nicht nur ein technisches Experiment sein, sondern auch ein Treffpunkt und Kommunikationsort, an dem es um die Potenziale und Herausforderungen von erneuerbaren Energien und deren lokale Produktion im Stadtteil geht.

Nach Beate Kapfenberger gab der Ingenieur René Hansen einen tieferen Einblick in die technischen Details der Anlage und erläuterte, welche Menge an Biogas in einem Sack gespeichert ist, und wie lange damit gekocht werden kann.

Beate Kapfenberger spricht über sozio-kulturelle Potenziale und Herausforderungen einer Biogasanlage im Stadtteil. Der Ingenieur René Hansen erläutert, welche technischen Anforderungen eine solche Anlage erfüllen muss. Foto: Thomas Panzau
Beate Kapfenberger spricht über sozio-kulturelle Potenziale und Herausforderungen einer Biogasanlage im Stadtteil. Der Ingenieur René Hansen erläutert, welche technischen Anforderungen eine solche Anlage erfüllen muss. Foto: Thomas Panzau

Nach den Vorträgen der Experten*innen hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre an Thementischen ins Gespräch zu kommen. Dort standen auch die Fachleute bereit, um auf individuelle Fragen einzugehen und vertiefende Informationen zu geben. Die Tische waren den folgenden Fragestellungen gewidmet:

  • Kreativwerkstatt: Wie soll eine mögliche Biogasanlage in Altona aussehen?
  • Öffentlichkeitsarbeit: Wie erfahren alle von der Idee?
  • Fachwissen: Was müssen wir wissen, um eine solche Anlage zu bauen?
  • Kooperationen: Mit wem kommen wir gemeinsam am Ziel?
An mehreren Tischen bot sich die Möglichkeit, untereinander und mit den Expert*innen ins Gespräch zu kommen. Foto: Thomas Panzau
An mehreren Tischen bot sich die Möglichkeit, untereinander und mit den Expert*innen ins Gespräch zu kommen. Foto: Thomas Panzau

Kreativ mit den Erfahrungen des KulturEnergieBunkers

In der der Kreativwerkstatt, die von Karin Haenlein (KEBAP e. V.) geleitet wurde, konnten die Besucher*innen aufschreiben und visualisieren, wie sie sich eine Biogasanlage in Altona vorstellen. Mit Farben und Fantasie brachten Erwachsene und Kinder ihre Visionen auf Papier und zeigten, wie die Anlage aussehen sollte.

Kreativwerkstatt: Wie soll unsere Biogasanlage aussehen? Foto: Thomas Panzau
Kreativwerkstatt: Wie soll unsere Biogasanlage aussehen? Foto: Thomas Panzau
Viele Ideen bezogen den Stadtteil mit ein und gingen über die technische Realisierung hinaus. Foto: Thomas Panzau
Viele Ideen bezogen den Stadtteil mit ein und gingen über die technische Realisierung hinaus. Foto: Thomas Panzau
Auch am Thementisch Öffentlichkeitsarbeit wurden zahlreiche Ideen gefunden, um das Vorhaben bekannt zu machen und Mitmachende zu gewinnen. Foto: Thomas Panzau
Auch am Thementisch Öffentlichkeitsarbeit wurden zahlreiche Ideen gefunden, um das Vorhaben bekannt zu machen und Mitmachende zu gewinnen. Foto: Thomas Panzau

Gerettet und gekocht

Währenddessen liefen die Vorbereitungen für das gemeinsame Essen auf Hochtouren. Nachdem die Säcke mit Biogas an den Kocher angeschlossen worden waren, wurde die Flamme feierlich entzündet, ein symbolischer Moment, der den Beginn des Kochens markierte. Um das Biogas aus dem Sack zum Kocher zu befördern, musste dies mechanisch aus dem Sack gepresst werden.

Weil das Biogas in den Säcken nicht unter Druck steht, muss es mechanisch Richtung Kocher gepresst werden. Foto: Thomas Panzau
Weil das Biogas in den Säcken nicht unter Druck steht, muss es mechanisch Richtung Kocher gepresst werden. Foto: Thomas Panzau

Gekocht wurde mit einer bunten Auswahl an geretteten Lebensmitteln, die dank der großzügigen Unterstützung von foodsharing Altona in großer Menge zur Verfügung standen. Diese Zutaten, die andernfalls möglicherweise verschwendet worden wären, wurden von Torsten, einem professionellen und erfahrenen Koch, in köstliche Gerichte verwandelt. Mit dem Biogas als Energiequelle konnte gezeigt werden, wie aus scheinbar unbrauchbaren Ressourcen etwas Wertvolles entsteht.

Torsten weiß, wie man für hundert Leute kocht. Da brennt nichts an. Foto: Thomas Panzau
Torsten weiß, wie man für hundert Leute kocht. Da brennt nichts an. Foto: Thomas Panzau

Regen bringt Menschen zusammen

Das gemeinsame Essen war nicht nur eine Gelegenheit, die mit Biogas zubereiteten, köstlichen Gerichte zu genießen, sondern auch ein Moment des Austauschs und der Gemeinschaft. In entspannter und gemütlicher Atmosphäre kamen die Teilnehmenden zusammen, um sich über die Erlebnisse des Tages, die Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Möglichkeiten einer Biogasanlage in Altona auszutauschen. Bei gutem Essen und anregenden Gesprächen entstand ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das diesen besonderen Tag abrundete. Hätte es nicht geregnet, wären wir vielleicht nicht so eng an den Tischen unter dem Festzelt zusammengekommen.

Ein Teller voller Nachhaltigkeit: Köstliche Gerichte aus geretteten Lebensmitteln, zubereitet mit Biogas aus Lebensmittelabfällen. Foto: Thomas Panzau
Ein Teller voller Nachhaltigkeit: Köstliche Gerichte aus geretteten Lebensmitteln, zubereitet mit Biogas aus Lebensmittelabfällen. Foto: Thomas Panzau

Essensreste und Schnippelabfälle wurden sorgfältig gesammelt, um sie im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder der Biogasanlage zuzuführen. So wurden diese energiehaltigen Ressourcen nicht verschwendet, sondern für die erneute Biogasproduktion genutzt. Der nachhaltige Kreislauf wird geschlossen.

Schnibbelreste im Kreislauf: Diese Küchenabfälle wurden zurück zur Biogasanlage gebracht und als wertvolle Ressource erneut genutzt. Foto: Thomas Panzau
Schnibbelreste im Kreislauf: Diese Küchenabfälle wurden zurück zur Biogasanlage gebracht und als wertvolle Ressource erneut genutzt. Foto: Thomas Panzau

Das Netzwerk wird größer

Diese WATTwanderung hat uns allen nicht nur viel Spaß gemacht, sondern auch das Netzwerk der Partner*innen in der Stadt noch einmal vergrößert. Wir freuen uns über die schöne Zusammenarbeit mit der altonale und mit foodsharing und das Interesse unserer Gäste an der Biogasanlage in Wilhelmsburg.

Unser Eindruck ist, dass Veranstaltungen wie diese den Zusammenhalt im Stadtteil und darüber hinausgehend stärken. Gleichgesinnte und Neugierige zu treffen macht nicht nur gute Laune, sondern auch Lust auf eine Wiederholung. Wir arbeiten dran.

Lernanregungen der HOOU

Du willst mehr zum Thema wissen?

BioCycle – From Resource to Waste to Resource

Die Fahrt von Wilhelmsburg nach Altona ist Teil der Idee, eine stadtteilübergreifende Kreislaufwirtschaft mit Lebensmittelabfällen, Biogas und Flüssigdünger zu etablieren. Im Lernangebot BioCycle kannst du dich über die Potenziale von Kreislaufwirtschaft mit erneuerbaren Energien informieren.

Zum HOOU-Lernangebot

Weiterführende Informationen

WATTwanderungen in Hamburg

wird organisiert, gefördert und unterstützt von

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